Orientierungssatz zur Anmerkung
Die GmbH darf vor Ablauf des Sperrjahres gem. § 73 GmbHG im Handelsregister in der Regel nicht gelöscht werden, selbst wenn die bekannten Gläubiger befriedigt sind und das Restvermögen schon verbotswidrig verteilt wurde. Die Eintragung der Löschung vor Ablauf des Sperrjahres kommt nur ausnahmsweise dann in Betracht, wenn die Gesellschaft über kein verteilungsfähiges Vermögen mehr verfügt. Ein laufender Aktivprozess steht der Beendigung stets entgegen.
A. Problemstellung
B. Inhalt und Gegenstand der Entscheidung
C. Kontext der Entscheidung
D. Auswirkungen für die Praxis
Auch wenn entgegen der früher wohl herrschenden Ansicht die GmbH nicht allein durch die Beendigung der Liquidation (vgl. BGH, Urt. v. 29.09.1967 – V ZR 40/66; BAG, Urt. v. 09.07.1981 – 2 AZR 329/79) oder durch ihre Löschung im Handelsregister (vgl. Hönn, ZHR 138, 1974, 50; weitere Nachweise bei Kleindiek in: Lutter/Hommelhoff, GmbHG, 18. Aufl. 2012, § 74 Rn. 6 f.) erlischt, sondern nach heute h.M. („Lehre vom Doppeltatbestand“) erst dann, wenn die Liquidation beendet, die Gesellschaft kein Vermögen mehr besitzt und die Gesellschaft im Handelsregister gelöscht ist (vgl. OLG Stuttgart, Urt. v. 28.02.1986 – 2 U 148/85; instruktiv Schmidt, GmbHR 1988, 209, 211; Schmidt, GmbHR 1994, 829, 832; vgl. im Überblick Haas in: Baumbach/Hueck, GmbHG, § 60 Rn. 2; Kleindiek in: Lutter/Hommelhoff, GmbHG, § 74 Rn. 7; Nerlich in: Michalski, GmbHG, 2. Aufl. 2010, § 74 Rn. 31 ff.; Altmeppen in: Roth/Altmeppen, GmbHG, § 65 Rn. 23, jeweils m.w.N.), kommt dem Abschluss des Liquidationsverfahrens und der Eintragung der Löschung in das Handelsregister große wirtschaftliche Bedeutung bei. Schließlich verliert die Gesellschaft mit ihrer Löschung im Handelsregister grds. ihre Partei- und Rechtsfähigkeit in Aktiv- und Passivprozessen. Es erlischt auch der Rechtsträger und damit mangels Rechtsnachfolger eine ggf. noch bestehende Verbindlichkeit (vgl. Haas in: Baumbach/Hueck, GmbHG, § 74 Rn. 16, m.w.N.; Lorscheider in: BeckOK GmbHG, 23. Edition, Stand: 15.06.2015, § 74 Rn. 10; a.A. Paura in: Ulmer/Habersack/Winter, GmbHG, 2008, § 74 Rn. 38: Nachtragsliquidation), denn nach der Lehre vom Doppeltatbestand steht es der Beendigung der Gesellschaft nicht entgegen, wenn noch Verbindlichkeiten gegen die Gesellschaft bestehen (Lorscheider in: BeckOK GmbHG, § 74 Rn. 10, m.w.N.).