Coface: 2015 langsameres Wachstum und mehr notleidende Kredite zu erwarten.

Eine neue Studie von Coface zum Risikomanagement von Unternehmen in China zeigt, dass 2014 acht von zehn Unternehmen Zahlungsverzögerungen in Kauf nehmen mussten. Der internationale Kreditversicherer erwartet, dass sich das BIP-Wachstum 2015 auf 7 Prozent verlangsamen wird, nachdem 2014 noch ein Plus von 7,4 Prozent erzielt wurde. Den Unternehmen machen mehrere Herausforderungen gleichzeitig zu schaffen: ein großer Fremdkapitalanteil, hohe Finanzierungskosten und geringe Profitabilität aufgrund von Überkapazitäten. Deshalb ist nicht damit zu rechnen, dass sich die Zahlungsproblematik kurzfristig verbessert.

Zahlungsverzögerungen und nicht bediente Kredite: Ausfallrisiken steigen.

In der Coface-Studie gaben 79,8 Prozent der befragten Unternehmen an, 2014 Störungen bei den Zahlungseingängen erlebt zu haben. Das ist zwar eine leichte Verbesserung zu 2013, allerdings bleibt das Niveau seit drei Jahren ausgesprochen hoch (Anlage 1). Mehr als die Hälfte (56,7 Prozent) der betroffenen Unternehmen musste zudem hinnehmen, dass im letzten Jahr die Höhe der verspätet gezahlten Beträge stieg. Das sind 11,7 Prozent Unternehmen mehr als im Vorjahr (Anlage 2). 19,6 Prozent der befragten Unternehmen erlebten Verzögerungen von mehr als 90 Tagen, 2013 waren es noch 17,8 Prozent. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass das Zahlungsverhalten 2014 ein großes Problem blieb.

“Die Ergebnisse unserer jährlichen Zahlungsstudie unterstreichen, was die Zahlen über nicht korrekt bediente Kredite als nachlaufende Indikatoren belegen, nämlich dass sich die chinesische Wirtschaft in einer ziemlich angespannten Situation befindet”, sagt Rocky Tung, Coface-Economist für Asien-Pazifik. „Die Anzahl notleidender Kredite stieg zum Ende des Jahres 2014 um 42,3 Prozent binnen eines Jahres, primär wegen des deutlichen Anstiegs der Kredite, die zwischen 91 und 180 Tage überfällig waren und nicht vollständig zurückgezahlt werden konnten. Die Zahl dieser Kredite stieg um 58,8 Prozent. Diese Entwicklungen zeigen, dass die Risiken steigen, sowohl in der Realwirtschaft als auch im Finanzsystem.“(Anlage 3)

Rund 62 Prozent der Unternehmen erwarten langsameres Wachstum: Die 7,4 Prozent 2014 waren für China das geringste BIP-Wachstum seit 24 Jahren. Die Verlangsamung dürfte auch in diesem Jahr anhalten. Coface erwartet 7 Prozent und setzte China in der Länderbewertung kürzlich in der Kategorie A3 auf die Beobachtungsliste mit negativem Ausblick. Gründe dafür waren die geringere wirtschaftliche Aktivität, die hohe Verschuldung, die hohen Finanzierungskosten und das verschlechterte Zahlungsverhalten.

Zwar sieht die Regierung die Wirtschaft des Landes mit einem stabilen Beschäftigungszuwachs und moderater Inflation seit Mitte 2014 auf dem richtigen Weg. Doch die dynamische Entwicklung auf dem Immobilienmarkt muss genau beobachtet werden. Erklärtes Ziel der Regierung ist es, dass sich dieser sensible Sektor stabilisiert, nicht zuletzt, da die Übertragung von Landnutzungsrechten eine wichtige Einnahmequelle für sie ist (28,2 Prozent in 2013). Weil China gerade dabei ist, 13 Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen, dürfte die Inflationsrate niedrig bleiben. Coface prognostiziert 2,2 Prozent für 2015. Auch zeigt der Immobilienmarkt erste Anzeichen einer Erholung, seit die Regierung Kaufrestriktionen in fast allen – bis auf fünf – Städten aufgehoben und monetäre Maßnahmen wie Zinsschnitte im November 2014 und Reduzierungen der erforderlichen Finanzreserven für Banken im Februar 2015 vorgenommen hat. Unsere Wachstumsvorhersage von 7 Prozent deckt sich mit den Verlautbarungen der Regierung und kommt für die Unternehmen nicht überraschend. 61,7 Prozent der von Coface Befragten erwarten für 2015 eine weitere Verlangsamung des BIP-Wachstums in ihrem Land (Anlage 4).

Unternehmen vor Herausforderungen durch Strukturreformen: Die Realwirtschaft steht vor zunehmenden Herausforderungen auf drei wichtigen Feldern: der große Fremdkapitalanteil, hohe Finanzierungskosten, geringe Profitabilität durch Überkapazitäten in verschiedenen Branchen. Die monetären Maßnahmen zur Abschwächung der Folgen des verlangsamten Wachstumsprozesses könnten ins Leere laufen, wenn nicht zugleich Finanzierungslösungen zu günstigen Konditionen denjenigen angeboten werden, die sie berechtigterweise brauchen. Stattdessen könnte nur weiterer Druck auf die Kreditversorgung entstehen. “Zum Ausgleich der Liquiditätsunterschiede in der Realwirtschaft wurden unkonventionelle Maßnahmen ergriffen. Besonders KMU, also die kleinen und mittleren Unternehmen, sollen davon profitieren. Struktur- und Finanzreformen wurden von der chinesischen Politik auf den Weg gebracht – doch noch braucht es Geduld. So sollen zum Beispiel privat finanzierte Banken gerade den Bedürfnissen der KMU entgegen kommen. Bis solche Banken aber nach der Genehmigung gegründet wurden, dauerte es einige Zeit. Es wird weiter dauern, bis sich positive Effekte bemerkbar machen“, meint Rocky Tung.

Branchen mit hohem Risiko: Chemie, Bau, Holz-Papier, Metall. Die Unternehmen in China stehen auch 2015 vor akuten Herausforderungen. Coface bewertet neun wichtige Branchen mit Blick auf die Zahlungserfahrungen und ihre finanzielle Situation. Vor dem Hintergrund des verlangsamten Wirtschaftswachstums müssen die Unternehmen auf die geringere Nachfrage reagieren und zugleich neue Wachstumstreiber finden. Angesichts der hohen Verschuldung ist es wichtig, dass die Finanzierungskosten sinken. Grund zur Sorge gibt weiterhin die Metallindustrie des Landes. Aber auch in der Chemiebranche, am Bau und im Holz-Papier-Bereich steigen die Risiken in Bezug auf die Zahlungssicherheit und die Finanzausstattung der Unternehmen.